Fleisch

Verpackung und Etikettierung im Einklang – Wie kompostierbare Etiketten die Verpackungsbranche nachhaltig verändern

Jeder kennt die Bananen in der Supermarktauslage, einzeln mit dem typisch ovalen Etikett des weltweit bekanntesten Herstellers versehen. Ein natürlich gewachsenes Produkt, das durch die Natur gegebenen Schutz keiner Verpackung Bedarf. Doch wer hat jemals beim Verzehr einer Banane darauf geachtet, die Schale vor der Entsorgung im Haushaltsmüll von ihrem Etikett zu befreien? Denn neben der Kompostierbarkeit der Bananenschale ist das dafür verwendete Etikett keinesfalls natürlich abbaubar. Weder auf industriellem Wege noch auf haushaltsüblichem Wege.

Genau hier fängt die Grundfrage der Nachhaltigkeit von Produkten und Verpackungsmaterialen an. Denn überträgt man diesen Gedanken auf die Fleischbranche, so werden die Anforderungen noch weitaus komplizierter als bei der klassischen Banane.

Fleischprodukte müssen zum Schutz vor äußeren Einflüssen, aber auch für eine möglichst konsumentenorientierte Haltbarkeit verpackt werden. Dank der Verpackung sind wir es seit vielen Jahren gewohnt, unser Fleisch zuhause bis zu 14 Tage im Kühlschrank verpackt aufzubewahren, um jederzeit flexibel darauf zurückgreifen zu können. Aktuelle Verpackungstechnologien machen dies möglich. Ganz egal, ob es sich dabei um Produktverpackungen mit modifizierter Atmosphäre, Shrink-Verpackungen, Skin-Verpackungen oder Stretch-Verpackungen handelt.

Umdenken bei Materialien erforderlich

Sicher variieren die Verpackungsarten in der Haltbarkeit des Produktes. Alles in Allem sorgen Sie jedoch für eine verlängerte Haltbarkeit des Produktes. Jedoch wurde dabei im Zuge der Packungsoptimierungen der letzten Jahrzehnte weniger auf die Nachhaltigkeit der Materialien geachtet. Die aktuelle, weltweite Ökobilanz lehrt uns, dass längst ein Umdenken erforderlich ist. Verpackungen von frischen Produkten wie Fleisch oder Geflügel müssen zukünftig darauf ausgerichtet sein, weniger umweltschädlich zu sein und weniger Abfall zu produzieren. Das Commitment hierzu haben inzwischen auch fast alle europäischen Supermarktketten abgegeben. Mit dem Ziel, den momentanen EU Jahres-Verpackungsmüll pro Kopf von 226 kg um ein deutliches Maß zu reduzieren. Die Verpackungsindustrie muss nachziehen und möglichst schnell umweltfreundliche Materialien entwickeln, die Produkte einerseits gegen äußere Einflüsse wie gewohnt schützen, andererseits aber auch die bekannte Haltbarkeit für den Konsumenten bieten.

Inzwischen gibt es Verpackungsarten am Markt, die deutlich weniger Kunststoff-Verpackungsmüll produzieren oder sogar eine vollständige Kompostierbarkeit ermöglichen. So zum Beispiel die Nature Fresh Folie des italienischen Herstellers Fabbri Group, die einzigartig im Stretch-Folienbereich ist. Die Folie steht herkömmlichen Stretch-Folien in keiner Weise nach. Weder vom Erscheinungsbild, noch von der Folienhandhabung. Nature Fresh basiert auf den BASF Kunststoffen Ecovio® und Ecoflex® und ist die erste, kompostierbare Stretch-Folie, die in Kombination mit automatischen Verpackungsmaschinen verarbeitet werden kann. In Kombination mit kompostierbaren Trays, zum Beispiel kartonbasierten Trays, bietet diese Folie eine vollumfängliche, kompostierbare Verpackungslösung für Frischeprodukte.

Kompostierbarkeit

Doch was bedeutet Kompostierbarkeit? Hier muss man ganz klar zwischen industrieller und haushaltsüblicher Kompostierbarkeit unterscheiden.

Bei der industriellen Kompostierbarkeit gilt aktuell die bekannteste Norm EN 13432. Nach dieser Norm zertifizierte Verpackungsmaterialien dürfen bestimmte Grenzwerte an Schwermetallen und anderen Elementen nicht überschreiten. Des Weiteren müssen sich mindestens 90 % der Kunststoffmasse binnen 180 Tage in Kohlendioxid umsetzen lassen, und es darf nach 12 Monaten nur noch eine minimale Trockenmasse von 10% verbleiben. Zu guter Letzt fordert die Norm, dass die biologische Behandlung nicht die Qualität des Komposts verschlechtert. Dies wird durch einen standardisierten Pflanzenwachstumstest auf dem abgebauten Kunststoff im Vergleich zum Wachstum auf „normalem“ Kompost geprüft. Werden diese Richtlinien über einen industriellen Kompostierprozess eingehalten, so wird eine Verpackung als „kompostierbar“ akzeptiert und gemäß EN 13432 zertifiziert. Neben der industriellen Kompostierbarkeit gibt es auch noch die haushaltsübliche Kompostierbarkeit, wie man sie bei haushaltsüblichen Kompoststationen kennt.

Doch jede Verpackung ist nur so gut kompostierbar wie ihr Etikett. Ganz egal ob die industrielle oder die haushaltsübliche Kompostierbarkeit als Maßstab gesetzt wird. Das Etikett auf einer Packung dient der eindeutigen Produktbeschreibung, aber auch der Definition von Produktmerkmalen wie Nährwerte, Allergene, Mindesthaltbarkeitsdaten, Rezepturanleitungen oder Herkunftsinformationen. Die Etikettierung und somit die einheitliche Deklaration von Produkten sind gesetzlich verpflichtend und unabdingbar.

Somit ist vor allem im Frischebereich jede Produktverpackung verpflichtend mit einem oder sogar mehreren Etiketten zu versehen. Hieraus ergibt sich die Tatsache, dass jede Verpackung nur so gut kompostierbar ist wie ihr Etikett. Setzt man auf eine nachhaltige Verpackung und versieht diese mit einem klassischen, nicht kompostierbaren Etikett, so ist der gesamte Nachhaltigkeitsansatz der Verpackung hinfällig. Denn man kann vom Verbraucher nicht erwarten, dass er das Etikett vor dem Entsorgen der Verpackung umfangreich ablöst. Hier zeigt uns die Erfahrung mit den Etiketten auf Bananen, dass dies nahezu unmöglich ist und in den meisten Fällen nicht praktiziert wird. Somit wird Kompostierbarkeit an beiden Materialien, Verpackung und Etikett, bewertet. Denn nur so kann die gesamtheitliche Kompostierbarkeit von Verpackungsmaterialien, ganz egal ob industriell oder haushaltsüblich, garantiert wird.

Haltbar, lesbar, kompostierbar

ESPERA hat in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem italienischen Unternehmen Fabbri Group die Nature Fresh Stretch-Folie mit kompostierbaren Etiketten umfangreich analysiert und in Kombination mit automatischen Verpackungs- und Auszeichnungssystemen getestet. Die Etiketten sind dabei eine Zusammensetzung aus einem kompostierbaren NatureFlex™Trägerpapier und einem kompostierbaren Kleber BioTak®.Wichtig waren bei der Analyse das Haftverhalten kompostierbarer Etiketten auf der kompostierbaren Nature Fresh Folie sowie die Verarbeitbarkeit kompostierbarer Etiketten mit automatischen Auszeichnungssystemen.

  • Wie verhalten sich kompostierbare Etiketten im Vergleich zu klassischen, nicht kompostierbaren Etiketten?
  • Wie sind die Abdruckqualität und Beständigkeit des Abdrucks auf kompostierbaren Etiketten?

Denn bei einer Produkthaltbarkeit von bis zu 14 Tagen in unterschiedlichen Temperaturumgebungen muss auch am Tag des Verzehrs das Etikett noch einwandfrei lesbar sein. Auch bei Tiefkühltemperaturen.

Temperatur und Tempo

Im Zuge des Gemeinschaftsprojektes hat man sowohl das Zusammenspiel der kompostierbaren Folie mit kompostierbaren Etiketten getestet, als auch das Abdruckverhalten auf kompostierbaren Etiketten bei unterschiedlichen Druckgeschwindigkeiten sowie unterschiedlichen Temperatureinflüssen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die kompostierbare Stretch-Folie Nature Fresh und die kompostierbaren Etiketten eine perfekte Alternative zu herkömmlichen Stretch-Folien und herkömmlichen Etiketten bieten. Sowohl die Verarbeitung mit vollautomatischen Verpackungs- und Auszeichnungssystemen, als auch die Bedruckbarkeit der Etiketten ist in allen Temperaturbereichen, sogar bei Tiefkühltemperaturen optimal. Auch unterschiedliche Druckgeschwindigkeiten liefern die gleiche Druckqualität wie konventionellen, nicht kompostierbare Etiketten.

Die Nature Fresh Verpackungsfolie und die kompostierbaren Etiketten ermöglichen erstmals eine vollkommen nachhaltige Kombination aus Verpackungsfolie und Etikett. Kompostierbare Etiketten sind seitens ESPERA aktuell kompostierbar gemäß EN 13432 erhältlich. Die Nature Fresh Stretch-Folie für automatische Stretch-Maschinen ist sowohl gemäß EN 13432, als auch mit der Zertifizierung zur Haushaltskompostierbarkeit erhältlich.

Dieser Artikel wurde auch in der "Ftec Die internationale Fachzeitschrift für die Lebensmittelverarbeitung" Dezember 2020 veröffentlicht:

https://www.fleischnet.de/wp-content/uploads/epaper/1000007803/Komp_Ftec_6_20_e_mag_neu.pdf?fbclid=IwAR3pvrGMB5j1AUmRdbeYTgvByg6CJaEM7FVuwsPALe73Ky6yHWrQtKI2GPc

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